Die Bhagavad Gita ist eine der bekanntesten Schriften des Hinduismus.

Sie behandelt eine Frage, die wir uns alle sicher oftmals selber stellen: wie handele ich richtig, wie entscheide ich mich jetzt?

Immer noch top-aktuell und absolut lesenswert! Hier ein paar Eindrücke:

Die Bhagavad Gita ist ein kleiner Teil der MAHABHARATA, dem größten literarischen Werk Indiens  und stellt die erste ausführliche Beschreibung von Yoga dar. Handlungsplatz der Gita ist kein friedvoller Ort, sondern ein Schlachtfeld. Arjuna, ein heldenhafter Prinz, macht sich bereit in den Kampf zu ziehen. Er will ein Königreich zurück gewinnen das rechtmäßig ihm gehört. Sein Wagenlenker ist Krishna, sein bester Jugendfreund, welcher in Wahrheit jedoch eine Inkarnation Gottes ist. Inmitten des Krieges überkommen Arjuna plötzlich Zweifel an dem was er tut. Er fragt sich, ob er kämpfen soll oder nicht. Denn er weiß, wie auch immer er sich entscheiden wird, er wird Menschen verletzen, die er liebt. Diese innere Zerrissenheit Arjunas gipfelt in der Frage „Wozu?“, die er an Krishna richtet, welcher ihn dann in den folgenden Kapiteln der Gita in die Geheimnisse des Lebens und die Lehren des Yoga  einweiht.

Zeitlose Lehren

Das faszinierende an der Bhagavad Gita ist, dass ob wohl sie schon sehr alt ist, ihre Lehren dennoch zeitlos und sogar heute aktueller den je sind. In der Gita geht es eben nicht darum wie man in einer einsamen Höhle zu sich selbst finden kann, sondern vielmehr darum wie man in der Welt ein  spirituelles Leben führen kann. Wie finde ich also in der „normalen Alltagswelt“ Erleuchtung , ohne dass hierfür zwingend Rückzug und Einsamkeit Vorraussetzung sind. Gerade diese Botschaft ist in  unsere heutigen, stressigen, schnelllebigen Welt besonders wichtig:

Nicht nur die Frage, was richtiges Handeln ist, sondern auch „Warum bin ich hier und was ist meine Aufgabe im Leben?“ sind Fragen, die nicht nur die Menschen von damals beschäftigten, sondern  elementare Lebensaspekte, heute so aktuell wie eh und je. Das Gita sagt dazu ganz klar, Antworten auf diese Fragen wird man nicht im Außen finden, sondern nur indem man nach innen zu sich selbst blickt und sich selbst kennen lernt.

Krishna erklärt Arjuna:„Ob dein gegenwärtiger Schmerz und Kummer enden werden, hängt davon ab, wie gut du deine Unwissenheit über dein wahres inneres Selbst überwindest.“
Richtiges Handeln sagt die Gita, ist wie eine Pflicht gegenüber sich selbst, die besagt, nie etwas tun was im Gegensatz zu unserem inneren, wahren Selbst steht.

Das Richtige nicht zu tun, wenn es erforderlich ist, sei sogar schlimmer als das Falsche zu tun.

In der Bhagavad Gita werden 3 verschiedene Wege der spirituellen Praxis aufgezeigt, die auch ganz einfachen Menschen einen Zugang zum Höheren ermöglichen. Diese sind Karma Yoga, Bhakti Yoga und Jnana Yoga.

Jnana Yoga, auch Yoga des Wissens genannt, meint die Fähigkeit zu unterscheiden. Krishna sagt zu Arjuna, jeder ganz normale Mensch kann Gott tatsächlich kennen lernen. Dazu brauche es göttliche Erkenntnis und Weisheit. Die Essenz des Göttlichen habe 2 Aspekte: das Reich der Natur (Prakriti) und der höhere, spirituelle Bereich (Pursuha). Jnana Yoga bedeutet nun, zwischen Purusha, dem wahren, inneren Selbst und Prakriti der Welt der Natur unterscheiden zu können. Die Idee des Jnana Yoga existierte bereits und ist kein neuer Aspekt der Gita.

Bhakti Yoga wird auch Yoga der Hingabe genannt. Alle Handlungen in der Welt sollen im Licht des Göttlichen ausgeführt und dem Höchsten dargeboten werden immer auch mit dem Ziel vor Augen, das Wohlergehen aller Lebewesen zu fördern. Krishna sagt zu Arjuna: „[…] durch unbeirrbare, unabgelenkte Liebe und Hingabe können Menschen die Essenz meiner höchsten Herrlichkeit gewahren und in mein Sein eingehen. In einem dauernden Zustand inniger Liebe zu Gott erkennt ein wahrer Gottesverehrer nichts als Gott. Darum also, oh Prinz, weihe alle deine Handlungen mir. […] und hege keinen Groll gegen irgendein Geschöpf. Dann wirst du zu mir  gelangen.“ (Kapitel 11)

Durch Bhakti Yoga kann der Suchende direkt zum Göttlichen gelangen und sich mit ihm verbinden. Der Schlüssel dafür ist persönliche Hingabe und Liebe – eine vermittelnde Instanz wie zuvor ist nun nicht mehr nötig.

Karma Yoga ist der Yoga des Handelns. Der Grundgedanke ist, dass man nicht den Früchten einer Handlung anhaften sollte, egal ob Erfolg oder Nichterfolg einer Tat sich einstellen. Ein Karma Yogi ist bei jedem Ergebnis innerlich ausgeglichen und gleichmütig und somit frei von Erwartungsdruck. Dieses Gefühl der Nichtanhaftung basiert auf einem ruhigen, beständigen Geist. Einem Gefühl der Fülle, welches der Yogi durch die Praxis der Meditation erschafft. Ausgehend von diesem klaren und beständigen Geist, auf den er sich in jeder Lebenslage und Situation berufen kann, weiß der Karma Yogi wie er zu handeln hat.

Die sozusagen alltagstaugliche Idee dahinter ist, dass man sich zwar intensiv mit irdischen Dingen beschäftigen kann und auch sollte, mit dem Herz aber in Losgelöstheit verharren kann, Man muss also seine weltlichen Pflichten, wie seinen Beruf, nicht aufgeben um Karma Yoga zu praktizieren, nur die innere Einstellung ist das entscheidende, nicht die Handlung an sich.

Die Gita sagt, Befreiung von der Begierde nach den Früchten des Handelns ist der Schlüssel zum  Glücklichsein. Der auf das wahre selbst konzentrierte Geist ist keinen Schwankungen mehr unterworfen. Durch regelmäßiges Üben gelingt es, den Geist weg von den weltlichen Reizen zu ziehen. So kann er sich nach innen ziehen und ruhiger werden. Nur diese anhaltende Selbsterforschung führt zum Erkennen des wahren inneren Selbst.

Im Rahmen der Yogalehrerausbildung bei Openlotus Köln ist die Bhagavd Gita Teil des Philosophie-Parts.

Verfasserin: Lena Fischer, Absolventin der Yogalehrausbildung bei Openlotus