Vom Glück, Yoga zu unterrichten.

Ich bin nun 48 Jahre alt und habe schon einige berufliche Stationen in meinem Leben durchlaufen, aber diese Erfahrung – als Yogalehrerin aktiv zu sein – ist unvergleichlich.

Die Yoga Lehrer Ausbildung bei Openlotus war wunderbar, sie hat mir viele neue Erkenntnisse gebracht, mich Dinge gelehrt, mit denen ich mich vorher noch nie beschäftigt habe, mich an Grenzen gebracht und mich über Grenzen gehoben, die ich nicht kannte. Aber vor allem hat es mir eins geschenkt: Die Leidenschaft und die Liebe zum Yoga.

Nun ist es eins, Yoga selbst zu praktizieren. Eine ganz andere Sache ist es, Yoga zu unterrichten.

Am Anfang unserer Ausbildung bekamen wir die Aufgabe, einen Sonnengruß vor der Gruppe zu unterrichten. Ich hätte alles lieber getan – Patanjalis Sutren auswendig gelernt oder zwei Monate freiwillig das Klo geputzt – als diese Aufgabe zu erfüllen. Das erschien mir unmöglich.

Aber das konnte ich nun schlecht bringen, das ließ mein Ehrgeiz nicht zu. Ich schlief also die halbe Nacht nicht und ging den Sonnengruß in Gedanken ständig durch – wohlgemerkt mit Ansagen von Ein- und Ausatmen und links und rechts an der richtigen Stelle!

Irgendwie hat’s funktioniert, ich erinnere mich nicht mehr genau. Aber ich erinnere mich an das Bild der Menschen vor mir, die das getan haben, was ich gesagt habe. Ich sah die Reaktionen auf meine Ansagen in ihren Gesichtern und auch in ihren Körpern.

So kam ein Stein ins Rollen. Dachte ich anfangs noch, die Ausbildung ist toll, aber du musst ja nicht unbedingt unterrichten, hatte ich nun Feuer gefangen. Auch wenn die nächsten Proben in der Ausbildung sehr aufregend und holprig waren, war es eine tolle Erfahrung, sich selbst von einer ganz anderen Seite kennen zu lernen.

Heute ist die Aufregung in den Hintergrund getreten und hat einer ganz tiefen Qualität Platz gemacht: Der Herzens-Qualität. Dieses tiefe Gefühl der Verbindung mit sich selbst aber auch mit seinen Schülern ist außerordentlich. Schon bei der Entwicklung des Themas und der entsprechenden Sequenz tritt man in einen inneren Dialog. Du hast die Menschen dabei vor deinem inneren Auge, siehst ihre Potenziale und ihre Absicht. Im Unterricht selbst spürst du, dass jeder Teilnehmer einzigartig ist und so ist jeder herabschauende Hund einzigartig. Immer wieder machst du die Erfahrung, dass die erarbeitete Sequenz ein Gerüst ist, du folgst den Impulsen, die die Menschen dir geben.

So sind meine Schüler Mit-Reisende, die mich auf meinem Weg begleiten, die mich lehren, zu vertrauen. Dass ich diese Seite an mir ausleben und an diesen Erlebnissen reifen darf, ist ein großes Geschenk, das ich voller Dankbarkeit und großer Überraschung annehme.