Das Yoga Sutra des Patanjali beginnend mit Atha. Hier und Jetzt.

buddha-header

(Der Text beginnt einleitend mit einer Vorstellung des 8-gliedrigen Pfades und endet mit POESIE – zu Ende lesen!!!)

Atha bündelt Alles. Vorstellbares, nicht Vorstellbares, Angst, Freude, Tod, Blumen, Wälder, Tiere, das Universum, Ameise, Mörder, Verdammte, Geliebte, Masse und Freiheit, die Enge, wäre Athaeine Zahl wäre es Gogol Plex Plex hoch 10 und dennochohne aufzuhören. Alles und Nichts liegt in diesem einen Moment, er ist es, der Moment, das Jetzt, der alle Möglichkeiten birgt, und dennoch auch wieder nichts denn Sein.

Wir alle sind verankert in Vergangenheit und Zukunft,

Citta= unser Geist (das Meinende, denkende Selbst, unsere Wahrnehmung, Gefühle, Gedanken, Phantasien, Erinnerungen, Konditionierungen…) sind erwachsen aus dem Erleben und vererbten.Unser Gehirn verarbeitet Alles zu „sinnvollen, lebenserhaltenden“ Strukturen.

Wir lernen zu sein, zu funktionieren.

Aber all diese erlernten, zu Fleisch gewordenen Erfahrungen und Voraussetzungenunterliegen einemallzu menschlichen, (aber) eben falschen Verständnis, und sind erwachsen aus den 5 Kleshas:

  1. Avidaya: Unwissenheit Täuschung, Verwechslung

Etwas, das die reale Gegenwart vorwegnimmt und stattdessen etwas Eigenes präsentiert, basierend auf dem Wissen der Vergangenheit.

  1. Asmita:  Identifizierung mit dem Ego, zu glauben, wir seien das was wir denken

die vollständige Identifikation mit einem momentanen Gefühl. Das „Ich bin“-Gefühl.

  1. Raga:     Wunsch, Verlangen, Begierde. Die Verhaftung in die Materielle Welt.
    1. Dvesha:  Abneigung, Angst vor Veränderung und dem Unbekannten.
    2. Abhinivesha: Angst, Panik, Existenzängste

Angst vor Zukunft, Angst vor Krankheiten, vor allem Angst vor dem Tod

So ist das Yoga Sutra mit Atha der Beginn der Yoga Praxis.

Der Begin des Prozesses um irgendwann dort anzukommen was CIT = das ganz klare, das reine, erkennende Bewusstsein ist. Cit, das sehende Selbst, es sieht die Wirklichkeit wie sie tatsächlich ist, unabhängig von Meinungen, Einbildungen, Erfahrungen und und und.

Atha, das Ankommen, nein das Seinim Jetzt birgt alle Daseins- Aspekte in sich und löst sie dennoch auf. Es führt so zu einer inneren Harmonie, nicht im Sinne von trautem harmonischen Zusammensein, sondern zu etwas, das man als Selbstverständnis verstehen kann.

Als Klarheit. „Aha. So und nicht anders.“

Verstehen im Sinne von Ankommen und Betrachten, wertfrei da sein. Gewahrsein.

Und wenn dann Jetzt Atha, das klare Bewusstsein nicht erfahrbar ist, geben die Sutren (aufgeteilt in 4 Kapitel) die Anleitungen zum Gewahr werden dessen, was der klare Geist Cit ist.

Wir können unsere Praxis nur dort beginnen, wo wir gerade stehen. Im Jetzt.

Ist unser Geist unruhig und wir sind innerlich unausgeglichen? Yoga beginnt genau hier.

Die Praxis ist immer bereit, wenn wir es sind.

Angeleitete werden wir in den Sutren durch den 8- teileigen Yoga Pfad,

1. Yama: Verhalten gegenüber anderen Menschen

Ahimsa/ Gewaltlosigkeit, Satya/Wahrhaftigkeit, Asteya/Nicht Stehlen, Brahmacarya/Enthaltsamkeit,

Aparigraha/Begierdelosigkeit

2.Nyama: Verhalten gegenüber uns Selbst

Saucha/Reinheit, Samtosha/Zufriedenheit, Tapas/Askese, Svadhyaya/Studium der Schriften, Ishvarapranidhana/Hingabe an das Göttliche

3. Asana: Körperübungen

4. Pranayama: Atemübungen

5. Pratyahara: Sinnesrückzug

und Samyama, die Versenkung welche sich aufteilen in die folgenden Schritte:

6. Dharana: Konzentration auf ein Objekt

7. Dhyana: Meditation, mit dem Objekt fließen

8. Samadhi: Ekstase, Erleuchtung, Einswerdung mit dem Objekt

Es gibt also einen Weg. Und durch die Praxis des Yoga entsteht ein Verständnis von uns selbst und wir finden immer näher zu unserem klaren Geist.

Wenn wir keine Rolle mehr spielen, nicht mehr unser Sein steuern, dann sind wir frei, rein und klar.

In reinem Gewahrsein. Nicht mehr Wahrnehmende. Sondern im Hier und Jetzt sein. Vergangenes, gewesen sein lassen, Seiendes sein, werdendes, sein lassen werden. Frei von Gefühl und Anhaftung. Körperlos. Das ist Jetzt. Das ist Atha.

 

Atha                                                                                                  

Es ist die Zeit gekommen.

Ich war da. Ich habe es gespürt. Jetzt bin ich anders. Ich kann nicht anders.

Jetzt

Atha

Nie habe ich eine tiefere Stille

Einen ruhigeren Wind

Ein stilleres Streicheln auf meiner Seele gespürt als

Damals im Jetzt

Nun ist es gewesen

Aber es war

Und es wird sein

Jetzt. Stillstand. Gewissheit. Vertrauen. Süße. Angst. Leere. Liebe. Glückseligkeit.

Ein Verständnis von Selbstverständlichkeit, das das, was jetzt ist, nicht anders sein kann.

Genau so und nur so. Unspektakulär. Alltäglich. Wunderbar. Schmerzerschreiend und Leer.

Es gab eine Begegnung mit dem Vergehen, dem Hass, der Erlösung.

Und irgendwo, ich war da, geht keine Zeit mehr vorbei,

denn alles war genau so wie es sein soll.

Ein Moment der vollkommenen Hingabe an das was geschieht.

Vergangenes. Seiendes. Und Werdendes.

Neu manifestiert inder Seele dieser sommerlichen Frühlingswiese.

Invielen Gestalten und doch in nur Einem.

Im Jetzt. Alles ist Eins. Jetzt. Atha.

Jetzt. Der alte Mann, der Hund, ein Blick, das Leiden, das Vergehen, der Schmerz, das Fenster, die Schreie, das Verlassen, die Mutter, die Bäume, das Kind, alles nektarsammelnd im Gras schwirrend. Keine Zukunft, keine Vergangenheit. Auch das Gewesene war da. Auf dieser Sommerlichen Frühlingswiese. Und das was kommen würde war auch schon da um zu sein.

Ich war da. Im Jetzt.

Jetzt sind wir wieder am Anfang.

Da wo wir anfingen, nur anders. In der Zukunft.

Verrückter.

Wilder.

Irrer.

Geliebter.

Starr. Bewegungslos. Frei.

Ich weiß nun einmal mehr, das ich nichts weiß und doch so viel.

Gesehen.

Niemals vergessen. Vergessen.

Es hat mich berührt und ich werde wieder da sein, wenn es Zeit ist im Jetzt zu sein.

Atha. Jetzt.

Wenn es sein wird.

Wenn es gewesen sein wird um zu sein.

Zeit und Raum vereint um aufzugehen im Nichts. Im Jetzt.

Die Seel ist da. Leicht. Nicht verloren. Rein und Klar.

Du.

Ich.

Wir.

Nichts. Atha.

TEXT: GABI BAYKAL, Absolventin der Yogalehrerausbildung bei Openlotus