Was hat Yoga für Dich verändert?
Diese Frage stellte mir kürzlich eine liebe Freundin. Hmm, eine schwere Frage irgendwie, wo fange ich da an?
Ein Aspekt, den Yoga bei mir vollkommen umgekrempelt hat, ist meine Beziehung zu mir selbst. Ab der Pubertät begegnete ich mir und meinem Körper im besten Fall neutral bis hin zu feindselig. Jeden Sport, den ich machte, unterwarf ich Leistungsgedanken und dem Wunsch, einfach nur besser zu werden. Körperliche Herausforderungen waren ein pures Ankämpfen gegen mich und meine Grenzen, getragen von dem Wunsch nach „mehr, schneller und weiter“.
Mein Essverhalten war hochgradig kopflastig gesteuert, Nahrung ausgewählt auf Grundlage von Nährstoffen, Kalorien und dem Wunsch, eher dünner zu sein, als ich war. Die Menge, die ich aß richtete sich nach meiner inneren Tabelle der bereits gegessen Nahrungsmittel und weniger nach meinem Hungergefühl.
Das, was als Kind normal war, dem Körper und Empfindungen zu vertrauen, war verloren gegangen; oder anders gesagt, ich misstraute mir selbst. Ich dachte, wenn ich nicht Einfluss nehme und mit meinem Verstand lenke, gerät alles außer Kontrolle.
Bin ich heute „geheilt“? Sicher nicht ganz, aber es ist viel besser als vielleicht noch vor 10 Jahren.
Yoga hat mir beigebracht, mit (statt gegen) meinen Körper zu arbeiten; mir aufgezeigt zu sein – statt immer zu versuchen, irgendwie anders zu werden; und Akzeptanz und Güte auch gegenüber mir selbst zu üben.
Die Körperlichkeit der Asanapraxis hat mir beigebracht, meinen Körper besser zu verstehen und zu spüren. Ich bin feinfühliger geworden in Bezug auf die Signale meines Selbst und habe Schritt für Schritt gelernt, wieder Vertrauen in meine eigenen Empfindungen und Bedürfnisse zu haben.
Im Sanskrit gibt es das Wort GURU, welches wir häufig nur als den „äußeren“ Lehrer verstehen. Jedoch ist das nur unzureichend übersetzt. Guru bedeutet auch: innere Stimme, eigene Wahrheit/Intuition, die – entgegen dem äußeren Meister – unser bester „Ratgeber/Wegweiser“ ist, wenn wir denn lernen, diesen zu finden und ihm zu vertrauen.
Yoga ist ein Weg nach innen, zu sich selbst, wenn ich denn bereit bin, mir zuzuhören und mit Achtsamkeit und Aufrichtigkeit zu sein.
Ist heute alles toll und bin ich immer ausgeglichen und meiner Selbst bewusst?
Schön wär´sJ
Nein, es gibt Tage, da kann ich mich weiterhin nicht leiden, da ist Rastlosigkeit und Ungeduld gegenüber mir selbst und jedem anderen – ABER – irgendwie reichen diese Empfindungen nicht mehr so tief.
Die Ungeduld und Unzufriedenheit trifft heute auf ein Fundament der grundsätzlichen Zufriedenheit und Verbundenheit zu mir selbst und auch auf Dankbarkeit gegenüber meinem Leben, Körper und all den Erfahrungen, die ich bislang machen konnte.
Wenn ich heute zurückschaue, erschrecke ich, wie ich so negativ zu mir sein konnte und freue mich, einen Weg gefunden zu haben, der mir auch Selbstliebe und Dankbarkeit beigebracht hat.
Und wie immer beim Yoga, der Weg ist das Ziel und noch lange nicht am Ende!