In dem Buch „Momo“ von Michael Ende sparen die Menschen Zeit, die von den „grauen Herren“ auf Zeitsparkonten angelegt werden. Doch anstatt mehr Zeit zu haben, hetzten alle nur noch schneller durch das Leben. Alle warten auf den Zeitpunkt, irgendwann die gesparte Zeit nutzen zu können und dann zu leben, nicht erkennend, dass es gesparte Zeit nicht gibt und alle nicht genutzten Momente unwiederbringlich vergangen sind.Erinnerst du dich noch, wie du als Kind Zeit wahrgenommen hast? Sie ging nicht vorbei, alles dauerte ewig. Bis es endlich Weihnachten war… eine Unendlichkeit, bis man für was auch immer groß genug war, es dauerte zu lange. Sätze wie „das Jahr ging aber schnell vorbei“ machten für mich keinen Sinn. Meine Jahre gingen nie schnell vorbei, es waren gefühlte Ewigkeiten. Ich erinnere mich noch, dass ich darüber nachdachte, was die Erwachsenen damit meinten, als sie am Silvesterabend einhellig der Meinung waren, dass gerade das letzte Jahr so schnell vorbei war.
Einige Jahre später rennt auch meine Zeit. Ich ertappe mich dabei, Zeit sparen zu wollen. Ich plane und organisiere und höre mich immer wieder sagen, das mache ich später, wenn ich Zeit habe.
Zum Glück war Momo ein prägender Begleiter meiner Jugend, so dass hin und wieder solche Sätze in mir nachklingen und mich ermahnen zu hinterfragen, was ich da sage, wie ich lebe und ob es, so wie ich es empfinde, wahr ist.
Zeit und der Umgang damit ist ein großes Thema und sicherlich eine der größten spirituellen „Baustellen“. Man plant, organisiert und strukturiert, wehe, wenn es anders kommt, als gedacht. Schnell stößt man an seine „Flexibilitätsgrenzen“. Mürrisch versuchend an alten Plänen festzuhalten und kämpfend mit den tatsächlichen Entwicklungen.
Es gibt immer Reibung, es kostet immer Kraft, wie soll es auch anders sein, wenn sich der Plan dem Fluss des Lebens in den Weg stellt. Unfähig zu sehen, dass sich gerade eine andere, nicht unbedingt schlechtere Option entwickelt, neigt man vielleicht dazu, Dinge doch so haben zu wollen, wie sie geplant waren.
Anstatt sichzu öffnen für das was ist, zu sehen, welche Schönheit der Moment entwickelt, ist man frustriert, über die nicht Verwirklichung der eigenen Pläne.
Die spirituelle Wahrheit ist, dass es nur das JETZT gibt, diesen einen Augenblick, diesen einen Atemzug. Das Alte ist vergangen, nur noch Erinnerung, das Neue noch nicht da und reine Phantasie.
Der Moment in dem man ist, ist immer nur der gegenwärtige Augenblick. Nur in diesem Moment kann ich handeln und mich für das Größere entscheiden.
Doch so oft sind wir im Jetzt entweder mit der Vergangenheit oder der Zukunft beschäftigt. Unser Geist kreist um alte Themen und Ereignisse, bei denen man sich immer wieder fragt, was wäre gewesen wenn, hätte ich doch, wäre es nicht besser gewesen wenn….
Oder wir malen uns die Zukunft aus in allen möglichen Facetten. Überlegen uns, was nicht alles passieren könnte, sollte und müsste, hoffen und bangen, planen und sorgen uns.
Der einzige Augenblick, den wir in der Hand halten, der unser Leben ist, ist der gegenwärtige Moment. Nur dort ist der Zeitpunk, in dem ich meine Geschichte und meine Zukunft schreibe. Dort ist der einzige Zeitpunkt, bei dem ich mich bewusst entscheiden kann.
Wie lustig… gestern kam zu dem Thema ein Beitrag bei Quarks&Co.