Das erste Prinzip im Anusara Yoga lautet: SET THE FOUNDATION and OPEN TO GRACE.
Ich mag insbesondere die tiefe psychologische Bedeutung dahinter.
SET THE FOUNDATION verlangt, dass wir uns anschauen, was IST, vor uns liegt – also wie der Boden ist, den wir bestellen wollen.
Es ist eine Hinwendung zu den bestehenden Begebenheiten und erfordert zwei sehr wichtige Dinge:
1. Das HINSCHAUEN – also das wirkliche Betrachten der Gegebenheiten und
2. das AKZEPTIEREN der Gegebenheiten – also das Anerkennen dessen, was momentan ist.
Auf der ersten Ebene kann es passieren, dass wir dazu neigen, Dinge, die wir nicht mögen, einfach zu ignorieren – also den Kopf in den Sand stecken wollen. Ganz nach der Devise: wenn ich es nicht sehe, dann ist es nicht real. Wir wissen, dass dies nicht wahr ist – sondern man einfach Dinge verdrängt.
Wirklich hinzuschauen erfordert Mut und die tiefe Bereitschaft das was IST, zu betrachten.
Die zweite Ebene der Akzeptanz erfordert die Anerkennung dessen was ist (Anerkennung bedeutet nicht, dass man es GUT HEISST). Dieser Schritt ist ebenso herausfordernd- denn es wird einiges geben, was man nicht will oder so nicht geplant hat, was einen vor Herausforderungen stellt oder ängstigt.
Wenn ich das Bild eines Gartens nutze, dann würde Schritt 1 bedeuten:
– ich schaue meinen Garten an, wie ist der Boden, wie sind die Licht- und Wasserverhältnisse, was sind die Gegebenheiten.
Im zweiten Schritt muss ich akzeptieren, dass bestimmte Dinge hier möglich sein werden – andere auch nicht. So werden wohl keine Palmen in einem Garten wachsen, wenn ich mich in Nordeuropa befinde – auch dann nicht, wenn ich es noch so sehr will.
Betrachte ich meinen Garten, sehe ich aber auch, dass ich Dinge verändern kann. Ich kann Kompost in die Erde einarbeiten, ich kann gestaltend tätig sein, ich kann Steine aus der Erde graben, neue Pflanzen sähen und pflanzen und mich in vielen Belangen um meinen Garten kümmern.
Je mehr ich in Verbindung mit dem bin, was ist, klar in Bezug auf die Dinge, die ich machen kann und wo meine Verantwortungen liegen, umso „schöner“ wird mein Garten gedeihen.
Hinschauen, anerkennen und dann handeln und entscheiden – das ist die sinnvolle Abfolge.
So unangenehm es manchmal ist, HINZUSCHAUEN – so unumgänglich ist es. Sich für die Ganzheit des Jetzt zu öffnen ist nicht einfach und manche Aspekte gefallen einem nicht.
Verantwortlich gärtnern kann ich aber nur dann, wenn ich wirklich auf dem Boden stehe und mit dem arbeite, was vor mir liegt.
Und auch dann, wenn ich all meine Kraft in meinen Garten lege, das Wetter kann ich nicht beeinflussen – es gibt so viel, was außerhalb von dem liegt, was ich beeinflussen kann – und dazu kann ich mich lediglich öffnen (open to grace).