Liebe Nicole, das steht in deinem Buch:
„Die unspektakulären Momente im Leben sind, wie auch die Basis-Asanas, alles andere als langweilig“.
Das fiel mir dazu ein:
Warum suchen die meisten Menschen sowohl im Alltag als auch in Asana-Praxis nach den High-Kicks?
Sind wir abgestumpft und spüren uns nur noch in den höheren Leveln? Abgestumpft heißt vielleicht überlagert. Medien, Termine, all die Dinge von außen, die uns fordern. Ständig stehen wir unter Adrenalin und sind im sogenannten Fight-Flight-Modus. Da ist es schwer, die leisen Töne zu hören. Die stillen Schwingungen wahrzunehmen. Deswegen ist immer wieder dieser Rückzug so wichtig. Ich meine nicht den Rückzug in die Höhle. Ganz einfach vielleicht nur ein tiefer Atemzug. Einen Moment des „Sich-Selbst-Spürens“. Das kann überall passieren.
Eine Freundin sagte einmal ein bisschen spottend zu mir „ach ja, Yoga, da kann man seine Probleme wegatmen“.
Natürlich kann ich nicht einfach die Hürden und Schwierigkeiten des Lebens „wegatmen“. Aber mit meinem Atem kann ich vielleicht das Drama, die Geschichte, die ich darum herum bastele ziehen lassen. Die Anspannung – körperlich und mental – die damit einhergeht ziehen lassen und dann die Schwierigkeiten als das sehen, was sie sind. Ja, Hindernisse, ja Herausforderungen. That´s it. Sonst nichts. Pur. Klar. Auf eine Art simpel.
Und das zu ÜBEN, wie in Basis-Asanas (ohne das Drama, was mein Geist kreiert). Das gilt auch fürs Leben und im Leben. Es hilft mir, in mir selbst zu stehen und sicherer zu sein. Wenn ich mich hier spüren kann, präsent sein kann, kommt die Einladung vom Leben selbst, weiter – im Sinne von tiefer – zu gehen und um mehr zu SEIN.
von Steffi Siebertz, Yogalehrerin (Schülerin von Nicole)