Was macht Yoga so „anders“? Oder: Was Tadasana uns lehren kann
Tadasana ist die Basisposition aller Asanas – Ausgangsposition für alle anderen.
Warum könnte man meinen, schließlich ist das aufrechte Stehen keine Kunst, sondern scheinbar Alltäglichkeit.
Was unterscheidet Tadasana oder Samastiti vom einfachen Stehen oder anders ausgedrückt, was unterscheidet Yoga von jeder anderen Art der Bewegung oder Sportart?
Es ist die Intention in der Handlung, die Absicht, im Moment präsent zu sein und bestimmte Qualitäten zu etablieren: Yoga ist Meditation in Bewegung.
Fast jede Yogastunde beginnt damit, ein Thema, einen Schwerpunkt oder einen Fokus zu setzen. Bewusst nimmt man sich einen Moment Zeit und fühlt in sich hinein, wie sich der Körper anfühlt und wie ruhig oder unruhig der Geist ist. Man prüft, welche Qualitäten man in der Asanapraxis etablieren möchte oder welche Ängste, negative Gedanken oder Überzeugungen man bewusst „ gehen lassen“ möchte. Es ist ein Ritual, die Absicht, der Praxis eine Intention zu geben.
Vielleicht braucht man Stärke, Beständigkeit, Kraft und Unerschütterlichkeit. Genau die Qualitäten, die Tadasana und viele andere, vor allem stehende Positionen, repräsentieren. Ein Berg reicht tief in die Erde, ist „verwurzelt“, er ist kraftvoll und besteht über Jahrtausende. Egal wie schlimm eine Wetterfront toben mag, der Fels lässt sich davon nicht beeindrucken, er ragt weiter kraftvoll empor. Selbst wenn ich mich schwach fühle, kann ich auf der Matte ein Berg sein. Die Füße, die in Tadasana das Fundament bilden, kann man mit Bewusstsein platzieren, das Gewicht gleichmäßig verteilen und sich vorstellen, wie Wurzeln tief in den Boden reichen. Der Rest des Körpers wird ebenfalls kraftvoll über dieser Basis ausgerichtet, die gesamte Muskulatur wird aktiviert, die Wirbelsäule verlängert und der Brustkorb geweitet.
Je stärker ich mich fühle, je mehr ich innerliche wachse, meine Kraft, meine Mitte und meinen Ausdruck finde, um so kraftvoller wird meine Position und ebenso meine innere Stärke.
Es mag Tage oder Phasen im Leben geben, an denen es nicht gelingen mag, auch nur einen Hauch von dieser inneren Kraft bei sich zu entdecken. Wenn das passiert, erinnere ich mich gerne an den Satz einer Yogalehrerin: „fake it till you make it“. Damit meinte sie nicht, dass man irgendwas vertuschen sollte oder versuchen sollte, etwas zu sein, was man nicht ist, sondern vielmehr, dass man nicht aufgibt, beständig weiter übt, gibt, was man hat und sich innerlich vorstellt, dass es einem SELBST gelingen kann. Wenn man glaubt, dass man Position XY niemals schaffen kann oder irgendein Problem niemals lösen kann, dann beraubt man sich schon der Möglichkeit. Ohne den Glauben an die eigene Kraft und an das eigene Potenzial kann Veränderung nicht gelingen. Ich muss mir vorstellen, der Himalaya zu sein, nicht der kleine Hügel um die Ecke.
Zu dieser Idee gibt es ein wundervolles Zitat von Marianne Williamson, aus A Return To Love: Reflections on the Principles of A Course in Miracles
“Our deepest fear is not that we are inadequate. Our deepest fear is that we are powerful beyond measure. It is our light, not our darkness that most frightens us. We ask ourselves, Who am I to be brilliant, gorgeous, talented, fabulous? Actually, who are you not to be? You are a child of God. Your playing small does not serve the world. There is nothing enlightened about shrinking so that other people won’t feel insecure around you. We are all meant to shine, as children do. We were born to make manifest the glory of God that is within us. It’s not just in some of us; it’s in everyone. And as we let our own light shine, we unconsciously give other people permission to do the same. As we are liberated from our own fear, our presence automatically liberates others.
Herzliche Grüße von Openlotus – Die Yogaschule in Köln